Lauschbar 17 05. Mai 2002

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Mardi Gras.BB: Zen Rodeo (Universal Jazz) 18.3.2002
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Ja, was haben wir denn hier? Eine Blaskapelle aus deutschen Landen, verstärkt mit Schlagzeug, elektrischer Gitarre & Scratch-DJ (!), die eine originelle Swamp-Rock-Blues-Soul-Swing-Jazz-Funk-Mixtur hinlegt, daß man sich beim Hören unwillkürlich ins schwüle New Orleans versetzt fühlt. Und genau dort, wenn man der Legende glauben kann, begann vor 10 Jahren auch die Geschichte der Band: nach einem privaten Kollaps fuhr Reverend Krug mit dem Rest seines Geldes in ebenjene Stadt und ließ sich von ihrer verrucht-berüchtigten Athmosphäre anstecken und inspirieren. In Doc Krug fand er den passenden Mitstreiter, der seine musikalischen Visionen adäquat umzusetzen vermochte und vermag.
Alle Songs kommen sehr locker und mit einem Augenzwinkern herüber. Der Spiel- und Wortwitz ("Hop Sing Song") ist beeindruckend. Wie z.B. aus dem 70er Jahre Disco-Hit "Kung Fu Fighting" eine entspannte Blues-Soul-Nummer wird, ist eine wahre Freude...
  ↑  Badly Drawn Boy: About A Boy – O.S.T (XL Recordings) 8.4.2002
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Nach seinem hochgelobten Debüt durfte Damon Gough den Soundtrack zu dem Film über das Erwachsenwerden eines Mittdreißigers schreiben. Dabei ist ihm ein durchaus eigenständiges und einfühlsames Singer-Songwriter-Kunstwerk mit Anleihen beim Pop der 60er und 70er Jahre (Beatles, America) gelungen.
  ↑  David Kitt: The Big Romance (Blanco Y NegroWMG) 7.1.2002
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Dies ist das zweite Album des irischen Singer-Songwriters. "Seine Musik kommt ohne großes Brimborium aus; Akustikgitarre, fein ausgesuchte Grooves und dezente elektronische Begleitung – mehr brauchen seine fantastischen Melodien nicht, um sich uns sofort in Bauch und Herz zu singen." (Zillo)
  ↑  Cornershop: Handcream For A Generation (Wiiija) 1.4.2002
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Schön, dass es diese britische Band um den indischstämmigen Musiker Tjinder Singh noch gibt. Immerhin ist ihr letztes Album, das uns den Tanzflächenfüller "Brimful Of Asha" bescherte, bereits 1997 erschienen! Daß 5 Jahre in die Lande gegangen sind, hängt u.a. mit Ermüdungserscheinungen, Nervenzusammenbrüchen und Vaterschaftsstress zusammen (ein bißchen Klatsch darf auch in der Lauschbar mal sein :).
Die indischen und psychedelischen Einflüsse sind natürlich auch auf der neuen Platte zu hören, treten aber zugunsten von mehr Dancefloor-Beats etwas zurück. Singh biedert sich dabei aber nicht an moderne Trends an, sondern greift diese auf, um sie auf lässige und leicht schrullige Weise in seinem ganz eigenen Klangkosmos zu vereinigen ... und uns damit ein Hörvergnügen zu verschaffen.
  ↑  Katrin Achinger: JUMP (without a warning) (Normal/Indigo) 21.1.2002
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Das neue Soloalbum von Katrin Achinger (früher Mitglied der Kastrierten Philosophen) ist sicher nicht das, was man leichte Kost nennt, für den geneigten Hörer aber allemal lohnens- und entdeckenswert ob seiner stilistischen Unangepaßtheit, geprägt durch vielschichtige Percussion und die dunkle Stimme Katrins.
  ↑  EchoBrain: EchoBrain (Chophouse/Surfdog) 4.3.2002
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EchoBrain ist die neue Band des Ex-Metallica-Bassisten Jason Newsted, was man der Musik aber kaum anmerkt. Offenbar haben die beiden anderen Musiker auch andere Einflüsse und Vorlieben eingebracht, denn das Debüt ist weniger dem Metal als vielmehr dem Alternative-Rock zuzuordnen, und weist Referenzen zu den Doors auf, sowohl stilistisch als auch stimmlich.
  ↑  H-Blockx: Get In The Ring (Supersonic) 14.1.2002
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Drei Jahre nach dem Vorgänger "Fly Eyes" liefert das deutsche Crossover-Urgestein sein bislang wohl abwechslungsreichstes Album ab, was sicher auch personellen Wechseln sowie Gastmusikern wie Dr. Ring-Ding zu verdanken ist. So gibt es neben gewohnten Crossover-Krachern auch sanftere Töne und Ragga-Rhythmen zu hören.
  ↑  Clinic: Walking With Thee (Domino/Zomba) 25.2.2002
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Diese Scheibe sei allen Liebhabern von Indie-Rock a la Slut und Blackmail wärmstens empfohlen. Die 4 Liverpooler verbinden auf ihrem 2. Album auf perfekte Weise Alt und Neu, Bewährtes mit dem Experiment. Auf einer komplexen, treibenden Rhythmik breiten sich einfache aber eindringliche Melodien aus, geprägt von Harmonica und charismatischem Gesang.
  ↑  The Herbaliser: Something Wicked This Way Comes (Ninja Tune) 18.3.2002
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Bereits das Vorgänger-Album "Very Mercenary" gehörte in der Lauschbar 3 vor fast 3 Jahres zu den Highlights. Nach langer Wartezeit nun der neue Geniestreich des britischen Duos Jake Wherry & Ollie Teeba. Wieder gelingt ihnen mit musikalischen Zutaten aus HipHop, Soul, Funk, Jazz und mit Samples, sowie zusammen mit diversen SängerInnen, die Erschaffung eines faszinierenden Sound-Universums. Das wird alles so brilliant zusammengefügt, daß streckenweise unwahrscheinlich dichte, gleichzeitig aber auch sehr relaxte Stücke von orchestraler Erhabenheit entstehen.
Über allem schwebt ein Hauch von 70er Jahre Agenten- und Science Fiction-Filmen, der wohlig-schaurige Schauer den Rücken heruntertreibt, was sich auch schön im Titel und im Cover des Albums widerspiegelt.
  ↑  Deep-Dive-Corp.: Beware Of Fake Gurus (Jubilee) 12.4.2002
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Die dritte CD der beiden Hamburger Peter Musebring und Björn Gerhard breitet, wie auch schon die Vorgängeralben, harmonisch ausbalancierte Soundscapes aus, wobei das Spektrum von entspannten Chillout-Klängen bis zu treibenden Club-Tracks reicht. Downbeat, Ambient, House, Rap und Dub beschreiben die ungefähren musikalischen Koordinaten. Der Einsatz von E-Gitarrre, Sitar, Congas und anderer Percussions sowie das fast schon instinktive Gespür für magische Grooves sorgen für die besondere Stimmung ihrer Musik. Sphärische Klänge gehen in einen warmen, durch Gitarre und Congas bereicherten Groove über, um schließlich von sanften Voice-Samples abgelöst zu werden...
"Beware of fake gurus. Just listen to your inner voice ... and enjoy!"
  ↑  Sneaker Pimps: Bloodsport (Tommy Boy/Eastwest) 22.4.2002
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Die Sneaker Pimps, die mit ihrem 97er Debüt zu den Wegbereitern des TripHop gehörten ("Six Underground"), schlagen auf ihrem 3. Album neue Töne an:
"... das hier ist nicht einfach Gitarrenmusik mit ein bißchen Elektrogefrickel. Hier gibt es ein vollmundiges Potpourri an phantastischen Sound-Ungetümen, die gezähmt und in schmissig tanzbare Melodien verwandelt wurden." (Spex)
  ↑  The Strike Boys: Grapefruit Flavoured Green Tea Time (Stereo Deluxe/SPV) 15.4.2002
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Das 2. Album der beiden Nürnberger Tommy Yamaha & Martin Kaiser enthält alles, was das Herz des Club-Dancefloor-Jüngers begehrt: von Brazil über NuFunk zum House, von Downbeats über Dub zum Jazz. Klingt etwas eklektisch, ist aber gut gemacht und hat vor allem den Groove...