Lauschbar 21 06. Juli 2003

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Ghost Cauldron: Invent Modest Fires (!K7 Records) 5.5.2003
Ghost Cauldron heißt übersetzt Hexenkessel der Geister. Zusammen mit dem Cover könnte man also auf ein eher düsteres, mittelalterlich angehauchtes Werk schließen, womit man aber nur bedingt richtig liegt, etwa in der ersten Hälfte des Albums... Und in der Tat verbirgt sich hinter dem Projekt ein Duo, von dem man dunkle Klänge nicht unbedingt erwartet: DJ Kaos, Ex-Mitglied der Berliner Formation Terranova und sein Skate Buddy CE.EL, ein talentierter Keyborder und Soundtechniker.
Zusammen kreiieren sie einen außergewöhnlichen, mächtigen, teils orchestralen und Stile übergreifenden Sound (HipHop, Rock, TripHop, Electronica), der den Hörer unwillkürlich in den Bann zieht. Die Gesang-Parts übernehmen dabei diverse Gastmusiker, u.a. Priest vom Anti Pop Consortium.
  ↑  Appliance: Are You Earthed? (Mute/Virgi) 10.3.2003
"Anders als auf dem letzten Album ’Imperial Metric’, das zwar melodisch, aber ziemlich düster war, sieht das Trio aus dem britischen Exeter auf seinem neuen Album jetzt wieder die Sonne, ohne dabei das von den Vorgängerplatten bekannte Style-Hopping zwischen Elektronik, Space-Rock und Pop aufzugeben." (Zillo)

Hypnotisch!

  ↑  Praga Khan: Freakazoids (FG Records) 24.2.2003
Der Belgier Maurice Engelen, der mit seiner Band Lords Of Acid in den USA und mit Praga Khan in seiner Heimat bereits sehr erfolgreich ist, liefert mit "Freakazoidz" eine flotte Electro-Platte ab, die mit einem für dieses Genre ungewohnt abwechslungsreichen Sound aufwartet, der auch nicht vor Abstechern in die NDW und Reggae (!) rückschreckt.
  ↑  Blackmail: Friends Or Foe (WEA) 26.5.2003
Nach dem hervorragenden Gitarren-Epos "Bliss Please" aus dem Jahr 2001 durfte man gespannt sein, ob die Koblenzer Band, die dieses Jahr ihr 10-jähriges Bestehen feiert, noch eins drauf setzen kann. Die Band entzieht sich aber gekonnt diesem Erwartungsdruck, indem sie in Sachen verspielter und ausufernder Arrangements die Schraube nicht weiter drehen, sondern, im Gegenteil, wieder geradliniger zur Sache gehen. So klingt die Neue rauher und erdiger, hat aber immer noch Platz für ausgefeiltes Songwriting und beeindruckt einmal mehr durch das sichere Gespür für Harmonien, die vor allem durch die einprägsame Stimme von Sänger Aydo getragen werden. Das einzig längere Stück "Friends" mit seinen gut 9 Minuten beschliesst folgerichtig die CD und gibt einen Vorgeschmack auf die im Juli erscheinende Nachfolge EP "Foe", auf der die durch lange Instrumentalpassagen geprägten Stücke landen, die während der Aufnahmen zum Album entstanden, aber nicht mehr in das Konzept passten.
  ↑  Grandaddy: Sumday (V2/Zomba) 10.6.2003
Die mir zuvor nicht bekannte, 1992 gegründete kalifornische Band legt mit "Sumday" bereits ihren 4. Longplayer vor, einen funkelnden Pop/Rock-Juwel, dessen Schönheit sich jedoch erst nach mehrmaligen Hören richtig erschließt. Zur groben Kategorisierung kann man sie irgendwo zwischen Country-Rock und Space-Pop einordnen. Die Kompositionen sind scheinbar schlicht und eingängig gehalten, offenbaren beim genaueren Hinhören jedoch viel spielerische Raffinesse und eine gewisse, angenehme Schrulligkeit. Zuweilen liegt ein Hauch Beatles in der Luft, von der Gesamtstimmung her erinnert die Platte aber auch an Flaming Lip’s letztes Werk "Yoshimi Battles The Pink Robots" aus dem letzten Jahr. Die CD beginnt mit einer Reihe lockerer Mid-Tempo-Nummern, während das letzte Drittel mit stimmungsvollen Balladen ausklingt, die gut zu dem wunderschöne Cover passen.
  ↑  Millenia Nova: Narcotic Wide Screen Vista (Mercury) 7.4.2003
Das 3. Album des Münchner Duos Neuhauser/Meinl ist "eine Platte voller tief empfundener Athmosphäre und melancholischer Schönheit ... inspiriert von sphärischer Filmmusik der Sechziger, instrumentellem Lowbeat-Pop und zeitgenössischen Electro-Sounds" (Zillo).
Gast-Musiker: Iggy Pop (!), Chris Neuburger (Slut), Kelli Ali (Ex-Sneaker Pimps) u.a.
  ↑  Aereogramme: Sleep And Release (ChemikalUnderground/Zomba) 3.3.2003
Das zweite Album der schottischen Band ist eine atemberaubende Odyssee zwischen Wut und Traurigkeit, Laut und Leise: einer wohl durchdachten Dramaturgie folgend, wechseln sich krachige IndieRock- und NuMetal-Nummern mit opulent arrangierten Balladen ab, die mit allerlei sperrigen elektronischen Sounds verziert sind.
  ↑  Scream Silence: ... Seven Tears (Moonstorm/EFA) 25.4.2003
Die deutsche Dark-Wave-Formation um Hardy Fieting legt 2 Jahre nach dem gelobten Vorgänger "The 2nd" wieder ein sehr emotionales Album vor: berührende Balladen wechseln mit rockigeren Mid-Tempo-Stücken, die vom Stil an HIM erinnern, durch die dunkle und kraftvolle Stimme von Hardy aber eine eigene Note erhalten.
  ↑  Common: Electric Circus (MCA/Universal) 31.3.2003
Common gehört zu Vertretern des US-amerikanischen Rap-Underground, der sich wohltuend vom kommerziellen Gangsta-Rap abhebt. Auf seinem 5. Studioalbum geht erüber die Grenzen des HipHop hinaus und verschmilzt auf homogene Weise Elemente des HipHop, Funk, Soul und Rock zu einem sehr abwechslungsreichen und eigenständigen Sound.
  ↑  Frank Popp: Ride On! (Unique) 14.3.2003
Frank Popp ist ein 60’s Freak, der im Düsseldorfer Unique Club als DJ auflegt und auf seinem Debüt-Album mehr zu bieten hat als das sattsam aus des Medien bekannte "Hip Teens": quirlige Pop-Stücke im Geiste der 60er und 70er, versehen mit einer guten Portion Acid-Jazz und Funk, aber auch einem Schuß BreakBeats als Brücke in die Moderne ...
  ↑  Kid Loco: Another Late Night (Azuki/Zomba) 10.2.2003
"Another Late Night" ist eine Compilation-Serie, auf der bekannte DJs einige ihrer Lieblings-Stücke bunt durcheinander mixen. Nun also der Franzose Kid Loco, der sich bereits auch als Musiker (2 Alben) und Remixer hervorgetan hat und hier einen guten und breiten Geschmack beweist, der von Jazz über Rock bis zu HipHop und Downbeats reicht.