Lauschbar 30 09. Oktober 2005

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The Funky Lowlives: Somewhere Else Is Here (Modernsoul) 20.6.2005
Die beiden Londoner DJs Gary Danks & Jon K. Whitehouse machen seit 1998 zusammen Musik. Seitdem haben sie auf diversen Samplern zahlreiche Remixe und Eigenkompositionen abgeliefert, und nach "Cartouche" aus dem Jahr 2002 legen sie nun ihren zweiten Longplayer vor. Auf diesem lösen sie sich von der Latin- und NuJazz-Lounge-Musik der Vergangenheit, öffnen sich hin zum Akustik-Pop, integrieren TripHop, arbeiten mit echten Instrumenten und richtigen Musikern. Teils instrumental, teils mit GastsängerInnen, weisen die Stücke eine ausgefeilte Instrumentierung und ein subtiles Songwriting auf, das den Elektronik-Hintergrund erst beim zweiten u. genaueren Hinhören erkennen lässt.
Eine sehr schöne, abwechslungsreiche Scheibe, die sich von derüblichen Einheits-Lounge-Musik abhebt. Man kann sie von vorne bis hinten anhören und bei jedem Durchgang immer neue Details entdecken.
  ↑  The Quantic Soul Orchestra: Pushin On (ThruThougts) 23.5.2005
Dies ist nach "Stampede" (2003) das zweite Album des Live-Projekts des DJs, Producers und Multi-Instrumentalisten Will Holland, das er neben seinem reinen Studio- und elektronisch basierten Projekt Quantic betreibt (letzte Platte "Mishaps Happening" aus dem Jahr 2004, mit einer Mischung aus Brazilian Jazz, Afro-Beats und Funk). Mit den exzellenten Bandmitgliedern des Soul Orchestras kann Holland, ohne Samples und sonstige Studiotricks nutzen zu müssen, seine Vorliebe für den Funk in all seinen Facetten und modernen Spielarten austoben. Das geht alles auch sehr gut in die (Tanz)Beine, so daß James Brown sicher seine wahre Freude daran hätte!
Bis auf 2 Coverversionen – "Feeling Good" von Nina Simone und "Get A Move On" von Mr Scruff – stammen alle Stücke aus der Feder von Holland, was sein Multi-Talent noch einmal unterstreicht.
  ↑  Looptroop: Fort Europe (Burning Heart/DVSG) 9.5.2005
Bei dieser HipHop-Platte ist es vor allem der lyrische Inhalt, der sich wohltuend von dem Gangsta- und Macho-Gehabe anderer HipHop-Acts abhebt. Wie es das Cover-Artwork und der Titel schon erahnen lassen, geht es in den Texten gegen Ausgrenzung und Krieg. Neben George Bush bekommt dabei im Titeltrack auch Europa sein Fett weg. Neben solchen politischen Themen geht es aber auch um alltägliche Geschichten, Liebe und Trauer. Das alles in einem verständlichen English, denn wir haben es hier mit Schweden zu tun, 3 Rappern und dem Produzenten DJ Embee, der mit seinen abwechslungsreichen Beats und eleganten Arrangements den smoothen musikalischen Unterbau für die Raps hinlegt.
Die seit 1993 bestehende Formation verzichtet bewußt auf jegliche Unterstützung durch Majorunternehmen und vertreibt ihre Platten (dies ist bereits ihr 3. Longplayer) auf ihrem eigenen Label "David vs Goliath" in Zusammenarbeit mit dem schwedischen Punk- und Hardcore-Label "Burning Heart".
  ↑  Micatone: Nomad Songs (Sonar Kollektiv) 17.5.2005
Das dritte Album der Berliner Combo um die charismatische Sängerin Lisa Bassenge, die auch schon hier im <bc>-Club im Januar 2002 ein eindrucksvolles Konzert geliefert hat, erschließt sich nicht unbedingt gleich beim ersten Anhören, sondern wächst mit jedem Durchlauf, denn es löst sich von aktuellen Club- und Lounge-Musik-Einflüssen, sucht Wege zu einer sehr eigenständigen und zeitlosen Musik: die Stücke sind eher sparsam instrumentiert, aber sehr subtil und raffiniert arrangiert. Elektronische Mittel wie Samples und Loops werden nur dezent eingesetzt. Im Vordergrund steht immer die eindringliche und wandlungsfähige Intonation von Sängerin Lisa (außer im "Trouble Boy" mit Gast-MC Demba von Seeed.)
  ↑  Culcha Candela: Next Generation (Universal) 5.9.2005
Die Crew der seit 3 Jahren bestehenden Berliner Gruppe versteht sich als lebendiges Beispiel dafür, daß Multi-Kulti funktionieren kann, haben die 7 Jungs ihre Roots doch in fünf Ländern von 4 Kontinenten. Dieser multi-kulturelle Background spiegelt sich auch in ihrer Musik wieder: einer - größtenteils sehr tanzbaren – Mischung aus Latin, Reggae und HipHop. Auf dem vorliegenden 2. Album (nach "Union Verdadera" aus 2004) werden diese Stile dabei zunehend auch innerhalb eines Songs gemischt. Auch die Sprache wechselt ständig zwischen Deutsch, Spanisch und English.
  ↑  Tiefschwarz: Eat Books (Fine/Universal) 1.9.2005
Dieses Produzententeam wurde 1996 von den Stuttgarter DJs und Brüdern Ali & Basti Schwarz gegründet. Eigentlich aus der Deep House Szene kommend, haben sie in ihre eigenen Stücke sowie in die zahlreichen Remixe, durch die sie vor allem bekannt sind, zunehmend auch andere Stile einfließen lassen. Das vorliegende vierte Album ist ein gutes Zeugnis dieser Entwicklung. Zusammen mit dem Studio-Kollegen Jochen Schmalbach und diversen GastsängerInnen (genial: Tracey Thorn von Everything But The Girl) haben sie ein sehr vielseitiges Album aufgenommen: neben klassischen House-Tracks gibt es, ganz im Trend, rotzige Elektro-Rock-Nummern sowie Dancefloor-taugliche Popsongs.
  ↑  Felix Laband: Dark Days Exit (Compost Records) 27.6.2005
Der Allround-Künstler (Grafik-Designer, Video Artist, Musiker) hat in seiner Heimat Südafrika bereits 2 Alben veröffentlicht und dürfte mit dem nun auf Compost erscheinenden Drittwerk auch einem größeren Publikum in Europa bekannt werden. Die Musik läßt sich nur schwer beschreiben. Vielleicht so: skurille und frickelige eletronische Klänge, wie man sie etwa von Aphex Twin oder Notwist kennt, ambiente Sounds und smarte Downbeats. Das ist teilweise etwas freaky, über weite Strecken aber auch einfach nur schön.
  ↑  Dredg: Catch Without Arm (Interscope) 27.6.2005
Die vier Kalifornier schrauben auf ihrem 3. Album den Härtegrad und die Art-Rock-Experimente des Vorgängers "El Cielo" etwas zurück und legen eine homogene Emo-Rock-Scheibe vor, die mit schönen Melodiebögen, effektgeladenen Gitarren- und Drum-Grooves sowie Klavier- und Streicher-Sounds aufwartet.
Wer die alten U2 und/oder Coldplay und deren hervorragendes neues Album "X&Y" mag, wird auch an diesem hier seine Freude haben.
  ↑  The Rakes: Capture / Release (V2 Music) 15.8.2005
Nach dem Erfolg von Franz Ferdinand im vergangenen Jahr sind dieses Jahr ja gleich eine ganze Reihe von Bands hervorgekommen (z.B. Bloc Party und Maximo Park), die in deren Fußstapfen treten und ein regelrechte Neo-Wave-Rock-Welle ausgelöst haben, und die sich durch abgedrehte Gitarrensounds und 80er-Jahre-Wave-Retro auszeichnen.
The Rakes kann man getrost dazu zählen. Sie besitzen dabei aber durchaus eine Eigenständigkeit, indem sie im Gegensatz zu den oben genannten Bands auf klarere, einfachere Songstrukturen setzen, in dem Wissen, daß für einen guten Popsong ein prägnantes Gitarren-Riff und eine schöne Melodie ausreichend sind.
  ↑  Death Cab For Cutie: Plans (Atlantic/Warner) 29.8.2005
Die seit 1997 existierende Indie-Pop-Band aus Seattle blickt in den USA nach vier, bei einem Underground-Label erschienen Platten, bereits auf eine große Fan-Gemeinde. Diese könnte sich mit dem nun durch den Major Atlantic veröffentlichten 5. Album auf Europa ausdehnen, denn es enthält jede Menge filigraner und wundervoller Pop-Songs, mit schönen, aber nicht süßlichen Melodien und verspielten, aber nicht zu kopflastigen Arrangements. Dazu die magische Stimme von Sänger Ben Gibbard ... eine Platte passend zum Herbst.
  ↑  Clutch: Robot Hive / Exodus (DRT) 18.7.2005
Fans von fettem Stoner-Blues-Rock a la Monster Magnet sollten in diese Platte unbedingt reinhören, denn was Clutch aus den USA auf ihrem 7. Album in dieser Richtung abliefern, ist allerbeste Sahne: Bass, Gitarre und Drums treiben einen energischen Groove voran, die Hammondorgel pumpt in bester 70er-Jahre-Classic-Rock Manier (Deep Purple) und Sänger Neil Fallon röhrt mit seiner markant-sonoren Stimme, daß es eine wahre Freude ist ...
  ↑  Franz Ferdinand: You Could Have It So Much Better (Domino) 4.10.2005
Nach nur erst wenigen Durchläufen der brandaktuellen und lange erwarteten zweiten Scheibe der Briten kann zwar noch kein endgültiges Urteil gefällt werden, das Album enttäuscht aber keineswegs, im Gegenteil, es bestätigt die herausragende Stellung der Band in der Neo-Indie-Wave-Rock-Szene, die sie selber mit ihrem Debüt (LB 24) letztes Jahr belebt hat.
Der bekannte und geschätzte Stil des Vorgängers wurde im Großen und Ganzen beibehalten, der Sound scheint jedoch etwas rauher und die Kompositionen etwas geradliniger geworden zu sein ...