Lauschbar 24 04. April 2004

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Franz Ferdinand: Franz Ferdinand (Domino/RoughTrade) 16.2.2004
Das Debüt der 4 Glasgower Jungs, die erst seit 2 Jahren zusammen spielen, ist auf der Insel – zu recht – bereits in aller Munde. Wie sie Brit-Pop, Garage-Rock, New Wave und Disco (!) mit viel Sinn für Geschmack und unkonventionelle Songstrukturen verschmelzen, ist eine wahre Freude. Das Ganze hat Charme, Stil, Ekstase, Souveränität und Witz ... und ist tanzbar dazu!
  ↑  Mando Diao: Bring ’em In (Capitol/EMI) 27.2.2004
Das Debüt der 5 Schweden, die seit 1999 als Mando Diao auftreten, ist ihrer Heimat schon vor 2 Jahren erschienen. Der darauf dargebotene Retro-Rock ist vom Rock Ende der 60er, Anfang der 70er im Stile der Kinks, The Who und Velvet Underground inspiriert. Aber auch Einflüsse von Soul und Rhythm’n’Blues sind herauszuhören. Dem so schon extrem kickenden und abwechslungsreichen Rock-Ungetüm setzen die beiden Sänger ihren beindruckenden und variablen Stimmen noch die Krone auf. Ein "rockhistorisches Dej a-Vu" auf hohem Niveau!
  ↑  Trans Am: Liberation (ThrillJockey/EFA) 8.3.2004
Endlich eine Gelegenheit, diese interessante Band vorzustellen, die mich auf einem Konzert 2002 in Berlin mit ihrer avantgardistischen und unkonventionellen Spielweise beeindruckte. Die 3 Musiker aus Washington wechselten ständig untereinander die Instrumente, mal dominierten die elektronischen Effekte, mal die Gitarren und zuweilen wurden gleich 2 Schlagzeuge auf einmal bearbeitet. Diesem unkonventionellen Ansatz bleibt die Band, die seit 1990 besteht, auch auf ihrem mittlerweile 7. Album treu: auf den größtenteils instrumentalen Stücken findet ein ständiger Kampf zwischen Rhythmussektion, Gitarren, Keybords und Sequenzern statt, von denen mal die eine, mal die andere Seite die Oberhand behält. Diese Zerissenheit passt gut zum inhaltlichen Anliegen der Platte, die die Paranoia der US-amerkanischen Gesellschaft nach den Terroranschlägen des 11. September seziert. Sehr eindrucksvoll z.B. das Stück "Uninvited Guest", in dem ein Rede von Bush mittels Vocoder so verfremdet wird, dass er wie ein kriegslüsterner Orgh klingt.
  ↑  Front Line Assembly: Civilization (Synthetic Symphony) 26.1.2004
Bill Leeb und Rhys Fulber aus Vancouver gründeten bereits 1986 das Projekt FLA, das in den Anfangsjahren harten Electro-Industrial spielte. 1988 kam das Ethno-Trance-Projekt Delerium hinzu, in dem sie ihre ruhigeren Stimmungen verarbeiten konnten. Nach dem Erfolg von Delerium sind sie auch als FLA eingängiger geworden, ohne dabei in Seichtigkeit abzugleiten, wie dies mit dem neusten Delerium-Output "Chimera" geschehen ist (das in Deutschland ebenfalls Anfang des Jahres erschienen ist).
  ↑  Conjure One: Conjure One (Nettwerk/EMI) 26.1.2004
Rhys Fulber, die eine Hälfte des kanadischen Electro-Industrial-Duos Front Line Assembly, knüpft auf seinem Solo-Debüt als Conjure One an den athmosphärischen, wunder- und stimmungsvollen Sound der Anfangstage ihres Ethno-Trance-Nebenrojektes Delerium an.
  ↑  Bananafishbones: 36 m² (Südpol/Alive) 1.3.2004
Nach 2 schwächeren Alben liefern die Bananafishbones mit ihrer 5. Platte wieder eine respektable Rock-Scheibe ab, ohne dabei an die Klasse des 99er "Viva Computa" heranzukommen. Sie warten mit einigen ungewohnten Klängen auf und halten mit dem Stück "Ever" einen potentiellen Nachfolger ihres Hits "Easy Day" bereit.
  ↑  17 Hippies: IFNI (Soulfood) 26.1.2004
Nein, dies ist keine Flower Power Band. Der einen oder dem anderen dürfte die vielköpfige Combo aus dem Film "Halbe Treppe" bekannt sein. Auf unbekümmerte Weise verwenden die Musiker Elemente osteuropäischer und jiddischer Musik und verschmelzen diese mit Rock, Pop und Chanson. Die Stimmungen schwanken dabei zwischen Schwermut und quirliger Lebensfreude.
  ↑  Missouri: In Voodoorama (Tapete/Indigo) 19.1.2004
Dies ist das dritte Album der deutschen Band (Nürnberg/Hamburg). Sie verbinden Country, Soul und Blues mit modernen Electrobeats zu einem wunderbaren Sound, den ich so vorher noch nicht gehört habe. Die Songs verbreiten eine mystische Stimmung, sind gleichzeitig dicht und luftig, dunkel und hell, ruhig und treibend.
  ↑  Naked Lunch: Songs For The Exhausted (Motor/Universal) 1.3.2004
Die österreichische Band gibt es seit 13 Jahren und dies ist nach längerer Schaffenspause ihr 3. Album. Sie machen durchdachten und melodiösen, teilweise entrückend schönen Indie-Rock, der phasenweise an The Notwist erinnert. Die Grundstimmung ist melancholisch, was die Musiker einigen Schicksalsschlägen der letzten Jahre zuschreiben.
  ↑  Air: Talkie Walkie (Labels/Virgin) 23.1.2004
Drei Jahre hat sich das französiche Duo Godin/Dunckel Zeit gelassen mit ihrem dritten Werk. Wartete der Vorgänger "10.000 Hz Legend" noch mit zahlreichen musikalischen Experimenten auf, so ist auf dem Neuling wieder mehr die Leichtigkeit des 98er Debüts "Moon Safari" zu spüren. Die Kompositionen sind weniger ausgeklügelt, die Songs gewinnen ihren Charme vielmehr durch kleine, interessante Phrasen.
  ↑  DJ Friction: Soulsonic (Fourmusic/Sony) 1.3.2004
DJ Friction, das ist Martin Welzer, der als solcher schon mit dem Freundeskreis erfolgreich war. Seine große (musikalische) Liebe gilt der Black Disco Music der 70er und 80er Jahre. Diesen Sound versucht er auf seinem Debüt zu imitieren. Zum Teil gelingt ihm das ganz gut, auf jeden Fall ist es recht abwechslungsreich von HipHop über Soul & Funk bis hin zu Ragga.
  ↑  Bubba Sparxx: Deliverance (Beatclub/Interscope) 8.3.2004
Von dem grimmig drein schauenden Buddy auf dem Cover nicht abschrecken lassen, denn dies ist ein gelungenes und vor allem sehr abwechslungsreiches HipHop-Album (das zweite nach dem Debüt aus 2001), das u.a. mit Drum’n’Bass und 70er-Jahre Funk aufwartet und auch nicht vor Country-Einflüssen zurückschreckt, fette Bässe und Beats von Producer Timbaland inklusive.